Lauf, sie ist läufig!

26. Februar 2024 — von Katrin Rahn  

Du hast eine Hündin? Egal ob gerade frisch eingezogen oder schon länger bei dir – das Thema Läufigkeit kommt bei den meisten irgendwann auf. Wir geben dir den Überblick: Worauf muss ich achten, wenn meine Hündin läufig ist? Was ist eine Scheinschwangerschaft? Und wie funktioniert der Zyklus des Hundes?

Die Läufigkeit

Im Durchschnitt wird eine Hündin zweimal pro Jahr läufig, diese Zahl kann jedoch schwanken. Während einige nur einmal jährlich in diesen Zustand geraten, sind es bei anderen sogar drei Male. Stell dir die Läufigkeit wie die Pubertät bei Teenagern vor: Hormone überall und Stimmungsschwankungen deluxe. Die Hündin präsentiert stolz ihren neuen „Duft" und zieht Rüden magisch an. Fast so, als hätte sie ein unsichtbares Schild: „Ich bin Single!" Der Zyklus einer Hündin dauert etwa sechs Monate. Er besteht aus verschiedenen Phasen:

Proöstrus:

Das ist die Phase, in der du wahrscheinlich denkst: „Oh nein, sie blutet!“ Diese Phase dauert etwa 7-10 Tage. Hier wird die Hündin von Rüden interessant gefunden, aber sie ist noch nicht bereit für Romanzen.

Östrus:

Die „heiße Phase", in der die Hündin gedeckt werden kann. Sie ist bei jeder Hündin unterschiedlich lang. Die eine akzeptiert nur wenige Stunden Rüden, die andere ist tagelang bereit, gedeckt zu werden. Das dauert ebenfalls 7-10 Tage.

Metöstrus:

Dauert etwa 2-3 Monate. Hier beruhigt sich alles wieder.

Anöstrus:

Eine Ruhephase, die mehrere Monate dauert, bis der gesamte Zyklus von vorne beginnt. Zurück zur Läufigkeit. Die Läufigkeit – also Proöstrus und Östrus – dauert 3 Wochen. Die wirkliche „Gefahr“, dass die Hündin ungewollt gedeckt wird, besteht in den Tagen 8-15. Wie zeigt die Hündin das? Wenn sie noch nicht so weit ist, macht sie das sehr klar: Sie verweigert die Annäherungsversuche, kann knurren oder sogar beißen. Wenn sie bereit ist zeigt sie dem Rüden durch bestimmte Verhaltensweisen, dass sie empfänglich ist. Eines der deutlichsten Zeichen ist, wenn sie ihren Schwanz zur Seite legt, oft als „Fähnchen zeigen" bezeichnet.

Das Decken

Und wenn das Decken gewollt ist? Dann funktioniert’s so: Der eigentliche Deckakt bei Hunden ist ein einzigartiges und interessantes Schauspiel der Natur. Es beginnt mit dem Rüden, der die Hündin besteigt. Nach der Penetration schließt sich die Vagina der Hündin um den Penis des Rüden, was zu einer Vergrößerung des Bulbus glandis – einem Bereich an der Basis des Penis des Rüden – führt. Dies verhindert, dass der Rüde sich sofort zurückziehen kann, und die beiden Hunde bleiben für eine Weile „hängen". Dieses Phänomen wird als „Koppeln" oder „Zusammenhängen" bezeichnet und kann zwischen fünf und 30 Minuten dauern. Es ist eine Sicherheitsmaßnahme der Natur, um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung zu erhöhen. Während dieses Vorgangs ist es wichtig, die Hunde in Ruhe zu lassen und sicherzustellen, dass sie sich nicht gestört oder bedroht fühlen. Denn eine Trennung kann zu Verletzungen führen!

Die Trächtigkeit

Die Schwangerschaft einer Hündin, auch Trächtigkeit genannt, dauert von der Befruchtung bis zur Geburt der Welpen etwa 63 Tage – also ungefähr neun Wochen. Zu den Anzeichen einer Schwangerschaft können Veränderungen in Appetit, Verhalten und Körpergröße gehören. Es ist wichtig, während der Trächtigkeit auf die Gesundheit der Hündin zu achten und sicherzustellen, dass sie die richtige Ernährung und Pflege erhält, um gesunde Welpen zur Welt zu bringen. Über die richtige Ernährung und Bewegung während der Trächtigkeit kann der*die Tierärzt*in im individuellen Fall am Besten beraten.

Nicht gedeckt aber Scheinschwanger – von der Natur schlau eingefädelt

Wirklich toll ist die Scheinschwangerschaft. Es ist faszinierend, dass Hündinnen, obwohl nicht gedeckt, manchmal Symptome einer echten Schwangerschaft zeigen. Aber warum? Ein Blick in die Natur gibt die Antwort!

Im Wolfsrudel werden in der Regel nur die Alphahündinnen gedeckt. Aber Läufigkeit ist ansteckend, und fast alle Hündinnen im Rudel werden gleichzeitig läufig. Das hat den Vorteil, dass, wenn die Alphahündin Welpen bekommt und danach wieder auf Jagd geht und sich um die Belange des Rudels kümmern muss, andere Hündinnen bereit sind, die Welpen zu säugen und zu betreuen. Auf Hunde übertragen: Wenn eine Hündin in der Straße läufig wird, steckt sie alle anderen in der Umgebung mit an – und viele werden nach sechs bis acht Wochen Scheinschwanger.

Wenn du merkst, dass deine Hündin anfängt, ihre Spielzeuge zu horten und diese im Extremfall auch verteidigt, lieber auf ihrem Platz liegt, als am Familienleben teilzunehmen, nicht wirklich rausgehen möchte, dann kann es sein, dass sie gedanklich Welpen hat. Ihre Spielzeuge. Was hilft? Ablenkung! Kein freier Zugang zu den Spielzeugen, viele Spaziergänge in neuer, spannender Umgebung, neue Tricks lernen oder ein gemeinsames Hobby ausüben.

Wenn die Hündin so sehr in der Scheinschwangerschaft steckt, dass das Gesäuge angeschwollen ist, sie also Milch produziert, hilft das Kühlen der Milchleisten. Wenn das nach einer Woche keine Besserung bringt, ist der Gang in die Tierarztpraxis unumgänglich. Dann muss eventuell medikamentös gegen die Scheinschwangerschaft vorgegangen werden.

Wusstest du …

… dass Hündinnen während der drei Wochen der Läufigkeit nicht schwimmen sollten? Der Hintergrund: Während der Läufigkeit ist der Muttermund geöffnet. Bakterien können so ungehindert in die Gebärmutter kommen. Nach der Läufigkeit schließt sich der Muttermund wieder. Die Bakterien in der Gebärmutter haben dann ein echtes Paradies. Sie vermehren sich und können eine eitrige Entzündung der Gebärmutter, auch Pyometra genannt, hervorrufen. Hier unterscheidet man zwischen einer geschlossenen (der Muttermund ist nicht geöffnet, die Hündin hat keinen Ausfluss) und offener Pyometra (der Muttermund öffnet sich und Eiter und / oder Blut kann als Ausfluß austreten). Die Symptome sind leider sehr allgemein. Viel trinken, schlechtes Fressen und ein vermindertes Allgemeinbefinden können dazu gehören. Generell gilt: wenn sechs bis acht Wochen nach einer Läufigkeit das Verhalten der Hündin „komisch” wird, tierärztlich abklären lassen.