Der Klimawandel macht's möglich – Zecken beglücken uns das ganze Jahr

09. Juni 2021 — von Daniela Diepold

Der Klimawandel bringt steigende Temperaturen und Feuchtigkeit mit sich. Diese Faktoren verbessern die Lebensbedingungen der meisten Krankheitsüberträger. Zecken beispielsweise sind Gewinner des Klimawandels. Die Zecken verbreiten sich immer mehr in ganz Deutschland und sind mittlerweile ganzjährig aktiv.

Zecken sind fiese Parasiten. Sie befallen Hunde, Katzen und Menschen, um dort für eine bestimmte Zeit Blut zu saugen. Der Saugakt dauert je nach Entwicklungsstadium der Zecke 2 bis 10 Tage. Was Zecken gefährlich macht, ist ihre Rolle als Überträger von Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren. Am häufigsten werden Hunde in Europa von Zecken der Familie Ixodidae (Schildzecken) befallen, die zum Beispiel Borreliose oder Anaplasmose übertragen können.

Der gemeine Holzbock

Mit dem gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), der in Deutschland wohl bekanntesten Art der Schildzecken, haben viele Tierbesitzer bereits Bekanntschaft gemacht. Doch eine aktuelle Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass auch die sogenannte Buntzecke (Dermacentor reticulatus) hierzulande immer häufiger anzutreffen ist. Das als Wiesen- oder Auwaldzecke bekannte Spinnentier hat Deutschland innerhalb der letzten 50 Jahre nahezu flächendeckend erobert.

Studie anhand von Zeckenfunden

Eine Studie unter der Leitung von Professorin Dr. Christina Strube vom Institut für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover war 2019 ins Leben gerufen worden, um die Verbreitung der Buntzecke in Deutschland zu analysieren. Tierärzte und Tierhalter wurden dazu aufgefordert, gefundene Exemplare unter Angabe des Fundortes einzusenden. Die Buntzecke ist an ihrer typischen Marmorierung erkennbar. Besonders wohl fühlt sie sich außerhalb ihres Wirts in Lebensräumen wie Wiesen und Grünstreifen sowie Übergangszonen am Waldrand.

Buntzecke – gefährlich für den Hund

Für den Menschen gilt die Buntzecke als relativ ungefährlich. Zwar kann sie Krankheitserreger wie das Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Virus oder Rickettsien übertragen, allerdings sticht das Tier den Menschen nur äußerst selten, entsprechend gering ist ein Infektionsrisiko. Hauptwirt der Buntzecke ist stattdessen der Hund, für den der Blutsauger nicht nur lästig, sondern unter Umständen sogar lebensbedrohlich werden kann. Grund hierfür ist eine mögliche Übertragung von Babesien, also einzelligen Parasiten, die die roten Blutkörperchen befallen und zerstören. Unbehandelt führt die Hundebabesiose häufig zum Tod des Tieres.

Zeckenschutz das ganze Jahr über nötig

Selbstverständlich führt nicht jeder Kontakt mit einer Zecke automatisch zu einer Babesiose, zumal Hundebabesien in Deutschland offenbar noch selten bzw. vorwiegend in bestimmten Regionen vorkommen. Dennoch ist es aufgrund der flächendeckenden Verbreitung der Buntzecke sowie des lückenhaften Wissens über das Vorkommen von Babesien ratsam, Hunde mit wirksamen Antiparasitika gegen einen Stich zu schützen – und zwar unbedingt auch in den Wintermonaten. Denn im Gegensatz zum Holzbock, der bei Temperaturen unter 7 °C in der Regel nicht mehr aktiv ist, ist die Buntzecke auch durch tiefere Temperaturen (4 °C) und Bodenfrost nicht aufzuhalten.

Gezielt vorbeugen

Das Risiko eines Zeckenstich und damit für eine Erkrankung eines Tieres hängt von verschiedenen Risikofaktoren ab. Der wichtigste ist dabei der Aufenthalt im Freien, vor allem Jagdhunde sind deshalb besonders gefährdet. Diese haben bei der Jagd Kontakt zu Wildtieren, die oft von Zecken befallen sind. Bei jedem Hund mit regelmäßigem Aufenthalt in der Natur empfiehlt sich daher während der Zeckensaison die konsequente und sachgerechte Anwendung eines angemessenen Zeckenschutz-Präparates.

Quellen:

  • esccap.de/parasiten/zecken/zecken-beim-hund
  • Drehmann M et al. The spatial distribution of Dermacentor ticks (Ixodidae) in Germany – Evidence of a continuing spread of Dermacentor reticulatus. Frontiers in Veterinary Science 7 (2020): 578220.