Ein Blick in die Kardiologie zeigt: Auch Besitzer*innen können erste Anzeichen von Herzproblemen bei ihrem Vierbeiner erkennen. Das müsst ihr über das Herz von Hund und Katze wissen, um Notfällen vorzubeugen.
Herzinsuffizienz – was ist das?
Herzinsuffizienz ist ein Syndrom, keine Erkrankung. Das bedeutet, dass einige Krankheiten zu einer Herzinsuffizienz führen können, die sich dann durch verschiedene Symptome äußert.
Symptome
Hunde zeigen Krankheiten allgemein, aber auch Herzprobleme, schneller als Katzen, die von Natur aus sehr gut darin sind, ihr Leiden zu verbergen. Hundebesitzer*innen merken Herzprobleme beispielsweise an Leistungsschwäche, Husten, schnellere Atmung, Husten, Ohnmachtsanfälle oder im fortgeschrittenen Stadium Atemnot. Katzen hören zum Beispiel auf zu fressen, brauchen viel mehr Ruhe als sonst und sind merkbar schwach. Wenn die Herzinsuffizienz schon fortgeschritten ist, macht sie sich auch durch Flüssigkeitsansammlungen, zum Beispiel in der Lunge oder im Bauch, bemerkbar. Das können Besitzer*innen dann am vergrößerten Bauch oder der veränderten Atmung oder Atemnot sehen. Es kann auch sein, dass die Katze hinkt oder Lähmungserscheinungen in den Hinterbeinen hat, wenn ein Gerinnsel aus dem Herzen ausgeschwemmt wird. Wichtig: Für alle diese Symptome kommen auch andere Krankheiten in Frage, deswegen ist es wichtig, das Tier gut zu beobachten, Ruhe zu bewahren und einen Termin in der Tierarztpraxis zu vereinbaren, wenn etwas auffällt.
Rassenfrage
Je nach Rasse kommen bestimmte (Herz-) Erkrankungen häufiger vor. Bei der Katze ist das die sogenannte “Hypertrophe Kardiomyopathie” (eine Verdickung des Herzmuskels). Besonders häufig kommt sie bei diesen Rassen vor: Europäisch Kurzhaar, Maine Coon, Ragdolls, Waldkatzen, British Shorthair, Scottish Fold, Perserkatzen und seltener Orientalisch Shorthair, Siamkatzen oder Abessinier. Bestimmte Hunderassen bekommen häufiger eine Mitralklappenendokardiose (eine Verdickung der Herzklappe) – dazu zählen vor allem eher kleine Hunderassen wie Cavalier King Charles Spaniel, Dackel, Pudel, Yorkshire Terrier oder Chihuahuas. Größere Rassen wie Dobermänner, Boxer, Doggen oder irische Wolfshunde bekommen häufiger eine dilatative Kardiomyopathie (grob gesagt eine Vergrößerung des Herzens mit Verdünnung der Herzmuskulatur).
Ist da was?
Wenn du dir unsicher bist, ob dein Tier an einer Herzerkrankung leidet, solltet ihr zunächst die Tierarztpraxis kontaktieren. Der*die Tierärzt*in kann das Tier gründlich untersuchen und eine Einschätzung geben, ob weitere Tests wie Bluttest, Röntgen oder Ultraschall nötig sind. Häufig wird die sogenannte Echokardiografie durchgeführt – ein Ultraschall des Herzens. Dadurch kann der*die Tierärzt*in am besten eine Diagnose stellen, weil Funktion des Herzens, Klappenschluss, Wanddicke des Herzens und mögliche Vergrößerungen zu sehen sind.
Behandlung
Je nach Erkrankung kommen verschiedene Therapien in Frage. Zur Verfügung stehen unter anderem Medikamente, die die Pumpkraft des Herzens fördern, solche, die die Gefäße erweitern, damit der Druck auf dem Herzen sinkt, der Herzmuskel kann gestärkt werden und und Antiarrhythmika gegen Herzrhythmusstörungen gegeben werden. Wenn die Herzprobleme sich auch auf andere Bereiche des Körpers auswirken, kann auch hier unterstützt werden – beispielsweise mit entwässernden Medikamenten.
Einfach zu checken: Ruheatemfrequenz
Der sensibelste Parameter, den wir an der Hand haben, um herauszufinden, ob bereits Stauungsanzeichen (also Wassereinlagerungen in der Lunge) vorliegen, ist die Ruheatemfrequenz. Damit du diesen Parameter selbst zu Hause messen kannst, ist hier die Anleitung.
Für die Ruheatemfrequenz sollte das Tier ruhig schlafen. Es sollte nicht aufgeregt sein, gerade gefressen oder gespielt haben und auch nicht wild träumen. In diesem Zustand kannst du direkt hinter dem Rippenbogen sehen, wie sich der Brustkorb hebt und senkt. Einmal heben und senken ist ein Atemzug. Diese zählst du nun über eine Minute (möglich ist auch 15 Sekunden zählen und den Wert Mal vier rechnen oder 30 Sekunden zählen und den Wert verdoppeln). Wichtig ist, dass am Ende ein Ein-Minuten-Wert dabei rauskommt. Zu Beginn, um ein Gefühl für die Atmung des Tieres zu bekommen, solltest du das Ganze mindestens zweimal täglich durchführen. Anschließend kannst du das ganze auch ein bis zwei mal pro Woche und bei Auffälligkeiten machen. Übrigens kannst du dafür auch eine App zur Hilfe nehmen – es gibt verschiedene, zum Beispiel die Atemfrequenz-Messer-App.
Der Wert sollte bei einem jungen, gesunden Tier nicht über 30 Atemzüge pro Minute liegen. Wenn bei diesen Messungen etwas auffällig erscheint, kontaktiere die Tierarztpraxis. So hast du eine einfache Art zur Hand, dein Tier auf Auffälligkeiten zu überprüfen.