Tierisch nackte Tatsachen

31. Januar 2021 — von Nele Günther

Veronika studiert im 11. Semester Tiermedizin an der Tiermedizinischen Fakultät der LMU München. Es stehen also nur noch wenige Prüfungen an, bis sich die Tirolerin Tierärztin nennen darf. Über sich selbst sagt sie, sie sei vor allem eines - kreativ! Die Kreativität äußere sich auch gerne in der ein oder anderen verrückten Idee, die ihr andere Leute dann oft genug wieder ausreden müssten. Eine Idee hat sich aber durchgesetzt: der Aktkalender der Veterinärmediziner an der LMU.

Vielleicht frage ich einfach einmal ganz direkt: warum habt ihr das gemacht?

Veronika: Ich habe seit Studienbeginn immer wieder mal von Kalendern von Tiermedizinstudenten aus Australien und Neuseeland gehört und habe auch einzelne Bilder gesehen. Die Idee fande ich zwar cool, dachte mir aber auch, dass so ein Projekt bei uns in Deutschland nicht umsetzbar sein wird. Sexismus ist ja nach wie vor ein großes Thema und so ein Nacktkalender wäre da ein ideales Futter für Kritiker. Dann hat das Abschlusssemester vor uns aber den ersten Zug gemacht und den ersten Münchner Veti-Kalender für das vergangene Jahr 2020 herausgebracht. Damit hatten wir die Bestätigung, dass sowas auch in Deutschland funktionieren kann - ganz auf natürlichem Weg und ohne Sexismusdebatte. Es passiert ja alles auf freiwilliger Basis, weiters gibt es sowohl eine Mädels- als auch eine Jungsvariante - jedes Bild wurde mit den Akteuren abgestimmt und so natürlich wie möglich belassen. Man sieht, wieviel Spaß wir bei der Arbeit hatten, und das war uns das Allerwichtigste!

Klingt als hättet ihr alle eine neue Berufung gefunden? Bleibt uns ja als Tierärzte erhalten!

Veronika: Klar! Wir sind ja quasi am Ziel. Ich wollte dieses Konzept einfach aus dem Grund fortführen, weil es mal was anderes ist - das Leben ist sonst schon trist genug! Außerdem war es für alle von uns eine ganz neue Erfahrung: Fast keiner der Beteiligten hatte Modelerfahrung und schon gar nicht nackt. Es war also auch ein bisschen, um über den eigenen Schatten zu springen und sich was zu trauen - ich bin ja auch im Kalender abgebildet.

War es schwer, Kommilitonen dafür zu begeistern?

Veronika: Prinzipiell eigentlich gar nicht, ich glaube eher, dass sich viele KomillitonInnen über diesen neuen Einfall gefreut haben und sofort Feuer gefangen haben. Es gab einige, die sich nicht als Model sahen, aber seitenweise Motivideen und Kontakte für verschiedene Tierarten beigesteuert haben - das war natürlich genauso wichtig. Zwischendurch wurde es bei den Männern etwas knifflig, um genügend männliche Personen für jedes Shooting zu haben. Das aber eher aus dem Grund, weil der Studiengang zu ca. 80-90% aus Frauen besteht.

Wird es das jetzt jedes Jahr geben?

Veronika: Ich hoffe es! Trotz der vielen Arbeit, die man neben dem sowieso schon stressigen Tiermedizinstudium mit so einem Projekt noch zusätzlich hat, hat es für jeden einzelnen Beteiligten doch sehr viel Mehrwert. Und damit meine ich nicht nur die schönen Bilder mit süßen Tieren. Es entstanden Freundschaften, man war bei Wind und Wetter draußen in der wunderschönen Natur, hat viel Neues erlebt, vieles über diverse Tierarten gelernt und es gab ein großes Gemeinschaftsgefühl - immerhin hat man sich ja dann schon mindestens einmal nackt gesehen. Schlimmer konnte es also nicht mehr kommen. Ich finde, dass das eine coole Tradition werden könnte. Wir können es unserem Nachfolge- Semester also nur sehr stark an's Herz legen: Traut euch, es lohnt sich!