Trockenfutter oder Barf? Eine Entscheidungshilfe

22. April 2022 — von F. D.

Die meisten Hundebesitzer setzen bei der Fütterung ihrer Vierbeiner auf handelsübliche Nass- oder Trockenfutter. Im Gegensatz dazu steht die möglichst naturnahe Barf-Fütterung mit rohem Fleisch, Knochen und Gemüse. Was ist nun die “richtige” Hundefütterung? Stellen wir die Vor- und die Nachteile sowie Risiken beider Fütterungsformen doch einmal gegenüber.

Alleinfuttermittel aus dem Handel

Wie der Name schon sagt, sind Alleinfuttermittel dazu da, „alleine“ gefüttert zu werden – sie können also als einziges Futter im Napf landen und sollen den Hund mit allem versorgen, was der Körper benötigt. Die allermeisten handelsüblichen Nass- oder Trockenfutter sind solche Alleinfuttermittel.

Vorteile von Alleinfuttermitteln

  • Einfach zu bekommen und oft kostengünstig: Alleinfuttermittel gibt es in jedem Tierfachhandel, Supermarkt, vielen Drogeriemärkten und natürlich in Hülle und Fülle online zu bestellen.
  • Einfache und zeitsparende Fütterung: Auf den Packungen wird angegeben, wie viel am Tag im Napf landen soll – viel kann man da nicht falsch machen. Der Vierbeiner wird ohne viel Aufwand optimal versorgt.
  • Die Auswahl ist sehr groß: Ob verschiedene Geschmacksrichtungen, getreidefrei oder allergikergeeignet, es ist für jeden etwas dabei.
  • Es ist kostengünstig. Je nach Hersteller und Produkt kann man natürlich auch für fertige Hundefutter viel Geld ausgeben, es gibt aber auch gute Futter für den kleinen Geldbeutel.

Nachteile von Alleinfuttermitteln

  • Von Alleinfuttermitteln sollte man erwarten können, dass sie unsere Vierbeiner mit allem versorgen und wir uns keine weiteren Gedanken machen müssen. Leider ist das oft nicht der Fall – bei einigen Alleinfuttermitteln ist die Nährstoffzusammensetzung nicht optimal für Hunde. Besonders vorsichtig solltet ihr sein, wenn auf einem Futtersack nicht steht, für welche Altersgruppe der Inhalt gedacht ist. Ein Junghundfutter muss von der Energie und den Mineralstoffen her ganz anders zusammengesetzt sein als ein Futter für adulte Hunde, um im Wachstum optimal versorgen zu können. Ein Futter, dass für alle Altersgruppen gleichermaßen gut geeignet ist, kann es daher gar nicht geben.
  • Bei vielen Futtern ist nicht ersichtlich, woher oder aus welcher Tierhaltungsform das Fleisch stammt. Eine Ausnahme bilden hier natürlich Bio-Futtermittel.
  • Viele Hersteller halten sich knapp mit der Inhaltsstoffangabe auf der Verpackung. Es lässt sich daher oft nur schwer nachvollziehen, was wirklich und in welcher Menge enthalten ist.

Barf-Fütterung

Das Füttern nach dem Barf-Prinzip hat zum Ziel, den Hund mit selbst zusammengestellten Rationen möglichst “naturnah” und somit wolfsähnlich zu ernähren. Die Abkürzung “barf” steht für “biologically appropriate raw food”. Den Großteil macht dabei rohes Fleisch aus, ergänzt mit Innereien, Knochen und anderen Komponenten wie zum Beispiel Gemüse und kaltgepressten Ölen. Industriell hergestellte Futtermittel landen beim Barfen daher gar nicht im Napf. Biologisch und naturnah, das klingt erst einmal gesund und vielversprechend - Barfen will aber gelernt sein.

Vorteile der Barf-Fütterung

  • Die Zusammenstellung der Ration kann individuell an den Hund angepasst werden, was besonders für Besitzer von Hunden mit Allergien oder Unverträglichkeiten interessant ist.
  • Die Herkunft des Futters bekannt - alle Komponenten werden vom Besitzer selbst zusammengestellt und besorgt, wo sie herkommen, kann beim Einkauf erfragt werden.
  • Keine unbekannten oder unklaren Inhaltsstoffe: Was im Napf landet, wird individuell bestimmt.

Nachteile und Risiken der Barf-Fütterung

  • Risiko der Fehlernährung: Hunde brauchen Proteine, Fette, Vitamine, Spurenelemente und vieles mehr in ihrem täglichen Futter. Und das alles nicht irgendwie, sondern in der richtigen Zusammensetzung - das kann beim Barfen schnell schwierig werden.
  • Überversorgung mit Proteinen: Diese kann durch den hohen Fleischanteil entstehen. Das ist vor allem für Hunde mit Nierenproblemen problematisch, kann aber auch bei gesunden Hunden zu Durchfällen führen.
  • Vorsicht bei Junghunden: Sie reagieren besonders empfindlich auf fehlerhafte Nährstoffversorgung. Vor allem eine Unterversorgung mit Calcium kann gefährlich werden, da die Skelettentwicklung beeinträchtigt wird.
  • Vorsicht mit Rinderschlund: Die Schilddrüse wird von Schlachttierschlunden eigentlich entfernt, Anteile können aber zurückbleiben. Nehmen Hunde viel davon auf, kann eine Art künstliche Schilddrüsenüberfunktion entstehen und die Schilddrüse geschädigt werden.
  • Das Problem der Hygiene: Wer seinen Hund barft, hat ständig rohes Fleisch im Haushalt. Das Vorhandensein von Parasiten und Bakterien ist dabei nie ausgeschlossen. Über die Hundezunge oder beim Fressen verteiltes Futter können diese auf den Boden oder an Besitzerhände und Möbel gelangen. Vor allem mit Kindern im Haushalt ist das ein ernstzunehmendes Risiko.
  • Vorsicht mit Knochen: Beim Barfen werden Knochen häufig als Calciumquelle verfüttert. Im Übermaß verfüttert kann dieser zu hartem Knochenkot und somit Verstopfungen führen. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Verletzungsgefahr durch splitternde Knochen für Zahnfleisch, Speiseröhre und Magen.
  • Teuer und aufwendig: Barfen kostet meistens mehr als das Füttern von fertigem Hundefutter und erfordert einen hohen zeitlichen Aufwand.

Und was ist jetzt die “richtige” Hundefütterung?

Ob fertiges Alleinfutter oder doch die BARF-Fütterung besser ist, muss jeder für sich selbst beantworten. Die “richtige” Hundefütterung ist immer die, die den Hund bestmöglichst mit allem versorgt, was er braucht - das kann auf beiden Wegen erreicht werden.

Beim fertigen Hundefutter sollte darauf geachtet werden, dass die Nährstoffzusammensetzung für den Hund und sein Alter geeignet ist. Auch wenn Alleinfutter draufsteht, ist leider nicht jedes Futter als solches geeignet. Wer hier ein gutes Futter findet und sich auf die Fütterungsanweisung auf der Packung hält, kann wenig falsch machen.
Es gibt auch qualitativ sehr hochwertige Alleinfuttermittel, teilweise sogar mit Biosiegel - dann kann man sich beim Kauf sicher sein, dass das enthaltene Fleisch Bio-Qualität hat und auf unnötige Zusatzstoffe verzichtet wurde.

Beim Barfen gibt es deutlich mehr zu beachten - um eine möglichst optimale Versorgung zu erreichen, ist die Erstellung eines guten Futterplans unverzichtbar. Mit ihm steht und fällt, ob Barfen für den Vierbeiner gesund ist oder unter Umständen sogar gefährlich werden kann. Vorsicht geboten ist vor allem mit Kindern im Haushalt, Hunden mit Nierenproblemen und Welpen oder Junghunden im Wachstum. Vor allem Anfängern unterlaufen beim Barfen häufig Fehler in der Nährstoffversorgung ihrer Vierbeiner, die bis hin zu einer chronischen Fehlernährung reichen können. Wichtig ist außerdem: Der Hund ist kein Wolf. Seine Ernährungsphysiologie hat sich über Jahrtausende an das Leben bei Menschen angepasst, wodurch er auch Kohlenhydrate gut verdauen kann und Fleisch im Übermaß sogar ungünstig sein kann.

Beim Füttern nach dem Barf-Prinzip kann durch den hohen Fleischanteil ein Defizit an Omega-3-Fettsäuren entstehen. Darum sollte darauf geachtet werden, diese über Öle wie Leinöl, Fischöl oder -noch besser- Algenöl zuzufüttern. Alternativ kann Fisch in den Speiseplan integriert werden, da auch dieser reich an Omega-3-Fettsäuren ist.

Am besten solltet ihr bei Fütterungsfragen immer mit dem Tierarzt/der Tierärztin eures Vertrauens besprechen: Sie wissen am besten darüber Bescheid, was euer Vierbeiner braucht und können auch beim Erstellen von Futterplänen helfen. Besonders beim Barfen können Fehler so vermieden werden. Auch bei fertigen Hundefutter haben sie den Überblick darüber, welches das Beste für eure Fellnase ist. Darum: fragt nach! So könnt ihr die optimale Versorgung eures Vierbeiners sicherstellen.