Wie das juckt! Atopische Dermatitis und ihre Behandlung

11. September 2023 — von Linn Masch  

Heikel, die Haut? Bei dermatologischen Problemen stehen Patient, Besitzer*innen und auch Tierärzt*innen häufig vor einem Berg an Fragen: Was ist die Ursache? Muss ich in eine Fachpraxis?

»Ja, die Haut ist wirklich ein heikles Thema«, sagt Dr. med. vet. Claudia Schütz, Tierärztin in Rheinfelden. »Die große, große Herausforderung ist es, die Ursache zu finden - weil es so viele Möglichkeiten gibt.« Die Dermatologin sieht häufig Patienten, die von anderen Praxen zu ihr überwiesen werden. »Es gibt natürlich einfachere und weniger einfache Fälle. Nicht immer ist die Behandlung langwierig, wie man zunächst denkt.« fügt sie hinzu. »Das Ziel, besonders bei atopischer Dermatitis, ist es, die Erkrankung zu kontrollieren, nicht zu heilen. Sehr häufig muss man verschiedene Therapien und die Pflege der Haut, manchmal auch die Ernährung, wirklich langfristig durchziehen.«

Wir werfen einen genaueren Blick auf diese atopische Dermatitis – und welche Handlungsmöglichkeiten die Diagnose mit sich bringt. Die betroffenen Hunde und Katzen besitzen meistens eine Erbanlage für diese Erkrankung. Die Pathogenese ist vergleichbar mit der Neurodermitis beim Menschen. Atopisch – bezeichnet die genetische Veranlagung, auf harmlose Stoffe aus der Umwelt eine Allergie zu entwickeln.

Hunde und Katzen können auf viele verschiedene Allergene reagieren

  • Hausstaub
  • Milben: Hausstaubmilbe
  • Pollen und Gräser
  • Schimmelpilze
  • Insekten

Häufig treten die Symptome in den ersten Lebensjahren der Patienten auf, sie können entsprechend dem Auslöser saisonal oder ganzjährig auftreten. So kann sich die atopische Dermatitis, die durch Gräser oder Bäume ausgelöst wird, vermehrt im Frühling und Sommer zeigen - eine Allergie gegen Hausstaubmilben dagegen ganzjährig. Anfänglich tritt die Erkrankung oft saisonal auf, die Patienten zeigen jedoch mit zunehmender Dauer der Erkrankung auch ganzjährige Symptome.

Futter-induzierte atopische Dermatitis

Die Futter-induzierte atopische Dermatitis, häufig auch als Futtermittelallergie bezeichnet, ist ein weiterer möglicher Auslöser für die atopische Dermatitis bei Hund und Katze. Häufig wird sie mittels einer Ausschlussdiät diagnostiziert.

Symptome der atopischen Dermatitis

  • Pruritus: vor allem an Schnauze, Pfoten, Bauch
  • Erythem
  • Alopezie
  • Sekundäre Infektionen
  • Schuppen
  • Krusten
  • Läsionen der Haut

Das bedeutendste Symptom der atopischen Dermatitis ist der Juckreiz. Dieser kann wiederkehrend oder chronisch durch verschiedene Auslöser auftreten und somit saisonal oder ganzjährig bestehen. Er zeichnet sich vor allem durch Kratzen und Lecken bis hin zum Nagen von Schnauze einschließlich der Ohren, Pfoten, Achseln und dem Bauch aus. Zusätzlich können individuell weitere Körperbereiche von Pruritus betroffen sein. Vielmals sind die vom Juckreiz betroffenen Hautareale gerötet und durch Pusteln gekennzeichnet. Bei fortschreitendem exzessiven Pruritus kann es zu Hautläsionen mit sekundären Infektionen kommen. Hier spielen Bakterien und Hefepilze häufig eine Rolle. Weitere mögliche Symptome wie Alopezie, mit schuppiges Fell, Krusten, eine Hyperpigmentierung der betroffenen Hautstellen sowie Hot Spots, können mit der anhaltenden atopischen Dermatitis auftreten. Auch eine Otitis oder eine Konjunktivitis können durch das Kratzen hervorgerufen werden. Die Futtermittel-induzierte atopische Dermatitis tritt teilweise mit Durchfall als zusätzlichem Symptom auf.

Therapie

  • Vermeidung der Allergene
  • Desensibilisierung - Immuntherapie
  • Lokale Therapie
  • Systemische Therapie
  • Regelmäßige Parasitenprophylaxe -- Flohprophylaxe
  • Fütterung

Die erste Maßnahme der Therapie besteht darin, den Auslöser zu meiden oder zu eliminieren, um die Allergenlast für den Patienten zu vermindern. Weiterhin besteht die Therapie aus einem langfristigen individuellen Management, für jedes Tier und den speziellen Auslöser der Erkrankung. Die Desensibilisierung kann eine Option sein, wenn die Erkrankung ohne saisonale Unterschiede das ganze Jahr über anhält. Neben der medikamentösen Behandlung der Symptome, durch Antihistaminika oder Kortison, ist die lokale Therapie zur Unterstützung der Hautbarriere von Bedeutung. Dazu können das Reinigen und Waschen des Tieres mit geeigneten Präparaten zählen, um die Allergene zu entfernen und die irritierte Haut zu beruhigen. Neben der Reinigung können Shampoos einen stabilisierenden und pflegenden Effekt auf die Hautbarriere bewirken. Außerdem sind Sprays oder Lotionen sinnvoll, um der Haut Feuchtigkeit zu schenken und somit die Widerstandsfähigkeit zu stärken. Außerdem ist es wichtig, nicht die monatliche Flohprophylaxe außer Acht zu lassen, da der Flohspeichel oft einen möglichen Allergieauslöser darstellen kann. Die Fütterung ist ein zusätzlicher Punkt im Management der atopischen Dermatitis. Es ist sinnvoll, bei einer Futter- und Leckerlisorte zu bleiben und wenn möglich auf eine hypoallergene Diät umzusteigen. Die Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren zur Stabilisierung der Haut, ist zudem vorteilhaft. Hier bieten sich Präparate aus Algen- oder Fischöl an.