Das Studium der Tiermedizin: der Weg in die Praxis

22. Juni 2022 — von VetLounge

Das Tiermedizinstudium ist berüchtigt für seinen umfangreichen Stoff und die Chancen und Herausforderungen, die damit verbunden sind. In diesem Gespräch, das auch in unserem Podcast zu hören ist, berichtet Feline von ihrem Erfahrungen als Studentin der Tiermedizin, von Motivationsquellen und mangelnder Wertschätzung.

Wie bist Du zum Veterinärmedizin-Studium gekommen und welche Motivation brachte dich persönlich dazu?

Ich wollte schon immer Tiermedizin studieren. So wie bei vielen Mädchen gab es den Wunsch bei mir schon seit dem Kindergarten. Zwischendurch dachte ich auch mal an Humanmedizin, aber eigentlich wollte ich immer mit Tieren arbeiten und so hat das Studium perfekt gepasst.

Nun schreitest Du bereits deinem Abschluss entgegen. Variiert die Dauer des Tiermedizinstudiums ähnlich stark zwischen Studenten und Studentinnen, wie dsa in anderen Fächern der Fall ist?

Der Studiengang ist allgemein sehr verschult. Ausgelegt ist er auf elf Semester und man bekommt jedes Semester einen Stundenplan vorgegeben.
Daher studiert man schon die vorgesehenen elf Semester, wenn man nicht aktiv ein ganzes Jahr wiederholt. Das kommt schon auch vor, dass manche Studierende etwas wiederholen, aber der Großteil macht es im vorgesehenen Zeitraum.

Worauf kommt es deiner Meinung nach am meisten an, damit das Studium erfolgreich gemeistert werden kann?

Das allerwichtigste bei der Tiermedizin ist, dass man interessiert am Fach ist. Da das Studium einen hohen Lernaufwand hat und auch viel auswendig zu lernen ist, braucht man ein ausgeprägtes Grundinteresse. Es ist gut zu schaffen und ein Studium, das viel Freude bringt, wenn man die Inhalte spannend findet. Es kann aber schnell schwierig werden, wenn diese grundlegende Neugier für das Fach fehlt.

Entsprechen die Anforderungen im Studium dem, was man später in der tierärztlichen Praxis auch wirklich braucht?

Das Studium ist extrem breit gefächert, was vielen vorher gar nicht so klar ist.
Dadurch muss man zunächst viel lernen – obwohl man später nur in einem kleinen Teilbereich der Veterinärmedizin arbeitet. Da ist es manchmal schwierig zu filtern, was wirklich relevant ist. In den letzten Jahren hat sich zwar einiges getan, aber es ist nach wie vor so, dass der Umfang dessen, was auswendig zu lernen ist, sehr groß ist.

Klingt stressig. Das Bild von den feiernden, faulen Studierenden scheint also veraltet. Wie hält man das denn durch?

Ja auf jeden Fall, da ist schon viel zu tun. Gerade deshalb ist es wichtig, dass man einen Ausgleich hat. Man kann ja nicht den ganzen Tag zuhause sitzen und lernen.
Und daran zu denken, dass man das Ganze dafür macht, später mal Tierärztin zu sein, hilft auch. Außerdem darf man sich in der Situation auch mal richtig darüber aufregen, dass so viel zu lernen ist – das kann auch ein bisschen helfen.

### Worüber regt man sich denn noch so auf, wenn man Tiermedizin studiert?

Ein Problem ist sicher die fehlende gesellschaftliche Anerkennung des Faches. Bei vergleichbaren Studiengängen wie Jura oder der Humanmedizin wird eher wertgeschätzt, wie viel Arbeit das Studium darstellt. Gerade deshalb ist die Motivation und das Interesse am Fach der Tiermedizin und den Tieren entscheidend: Man muss wirklich dafür brennen.

### Hast du Vorschläge, wie das Studium von der organisatorischen Seite umgestaltet werden könnte, um die Belastung zu verringern?

Das ist gar nicht so leicht. Es ist einfach sehr viel Stoff und viele Fächer, die man in diesen elf Semestern Studienzeit unterbringen muss. Wenn das entzerrt würde, wäre das Studium deutlich länger. Ein sinnvoller Ansatz wäre, von Anfang an mehr Praxis einzubringen. Die ersten beiden Jahre ist das Studium sehr theoretisch, da geht es ausschließlich um Chemie, Physik, Biochemie etc. Ich denke, es wäre abwechslungsreicher, wenn die praktischen Ansätze, die näher am Tier sind, schon früher einfließen würden.

Was würdest Du anderen Studierenden oder Interessierten raten?

Auf jeden Fall würde ich dazu raten, sich einen Nebenjob zu suchen, bei dem man schon praktisch am Tier arbeitet. Ich war als studentische Hilfskraft in einer Uniklinik und habe davon profitiert. Hier konnte ich das theoretische Wissen anwenden und bekam eine Ahnung davon, wie das in der Praxis aussieht und was wirklich wichtig ist. Das macht total Spaß und man erinnert sich daran, wofür man sich das ganze theoretische Wissen aneignet.