... und dann kam Milo

14. Oktober 2020 — von Nele Günther

Es dauert keine Minute, um zu merken, dass Nicole Lenhardt und Milo unzertrennlich sind, auch wenn sie ihn »Mistvieh« nennt – was im Schwabenland ein Kosewort ist. Lange war die 27-Jährige Stuttgarterin als Reisebloggerin erfolgreich. Doch dann kam Eurasier »Milo« und mit ihm alles anders als geplant. Warum sie heute keine Reisebloggerin mehr ist und Milo nicht der Hund, den sie erwartet hat, erzählt sie im Interview.

Nele von Inuvet hat Nicole Lenhardt und Milo getroffen und dabei hinter die Kulissen des fabelhaften Duos geblickt.

Warst du nicht mal Reisebloggerin?

Nicole: Doch und damit eigentlich auch ganz erfolgreich. Ich war viel unterwegs und habe tolle Orte entdeckt. Auf meinen Blog habe ich die Menschen mitgenommen, Tipps gegeben und meine Erfahrungen geteilt. Das war eine tolle Zeit in der ich viel erlebt habe.

Aber?

Nicole: Eigentlich kein »aber«. Durch die Selbstständigkeit konnte ich mir endlich den Traum von einem eigenen Hund erfüllen. Das war davor natürlich nicht so einfach. Durch die Tätigkeit als Influencer konnte ich mir meine Zeit ganz anders einteilen und auch für Milo da sein. Ich dachte anfangs, er ließe sich gut in meinen Content integrieren, aber das war alles nur Theorie. Praktisch sah das anders aus.

Weil Milo nicht im Reisefieber war?

Nicole: Nein, es kam einfach alles anders als gedacht. Milo hatte von Beginn an gesundheitliche Probleme. Sowohl mit dem Magen, als auch im Alltag. Er kam nie zur Ruhe und war die ganze Zeit nervös und gestresst. Somit hatte sich das Reisen für mich auch erst einmal erledigt und ich war viel zu Hause.

Und dann hast du deinen Job als Reisebloggerin einfach aufgegeben?

Nicole: Ja, aber ich habe es nie bereut, dass Milo in mein Leben kam. Dennoch hatte ich viele Momente, die mich beruflich als auch privat an den Rand der Verzweiflung gebracht haben. Das sind Emotionen, die auf meinem Reiseblog nicht wirklich Platz gehabt hätten. Der Blog zeigte perfekte Fotos, ich war immer glücklich und vor einer traumhaften Kulisse.

Die Bilder auf dem jetzigen Profil @verwolft, sehen doch aber auch perfekt aus?

Nicole: Absolut, nur ist die Herangehensweise eine ganz andere: Milo muss nicht im Feld sitzen bleiben, wenn er keine Lust hat, es zu heiß ist oder die Konzentration raus ist. An manchen Tagen machen wir gleich mehrere schöne Bilder und an anderen Tagen gehe ich mit der Kamera los und komme ohne Bild zurück. Mit einem Hund ist nicht immer alles perfekt und rosig. Vor allem dann nicht, wenn der Hund schon Probleme mitbringt, die immer im Vordergrund stehen sollten.

Wie kamst du denn überhaupt wieder zum posten? Vor allem dann doch mit Milo gemeinsam?

Nicole: Ich hatte eigentlich überhaupt nicht das Ziel Petfluencerin zu werden. Ich wollte andere Menschen mit Hund kennenlernen, um mich mit ihnen auszutauschen oder mich mit ihnen zum Gassigehen zu verabreden. Außerdem wollte ich meine Familie und Freunde nicht mehr mit tausenden Milo Bildern auf WhatsApp nerven.

Heißt dass, du hast auch deine Probleme mit Milo dokumentiert?

Nicole: Ja! Und das ist wohl auch mein Erfolgsrezept – bis heute! Ich zeige mich müde und ungeschminkt. Ich zeige kleine Erfolge und auch Rückschläge mit Milo. Ich drehe eine Story nicht 20 mal bis sie passt, sondern einmal und dann sie bleibt so, wie sie ist. Mein Leben mit Hund ist eine neue Reise, die viel echter und authentischer ist.

Bekommst du von deinen vielen Followern dann auch positives Feedback?

Nicole: Ja! Ich habe eine total aktive Community und stehe auch in regem Austausch mit ihr. Dadurch, dass es auch um Probleme und die Tiergesundheit geht, bin ich dankbar für Tipps und Meinungen. Ich antworte prinzipiell auf jede Nachricht und stelle auch oft Fragen zu Themen, bei denen ich mich selbst nicht so gut auskenne. Man muss nicht immer der Profi für alles sein.

Kommst du mit diesem Konzept genauso gut über die Runden?

Nicole: Jain. Ich verdiene deutlich weniger, aber es fühlt sich besser an. Trotzdem würde ich mich heute nicht mehr ausschließlich auf Social Media verlassen, da ich durch Milo gemerkt habe, wie schnell sich der Fokus ändern kann. Wenn Instagram die einzige Haupteinnahmequelle ist, ist man gezwungen damit weiterzumachen.

Und jetzt?

Nicole: Jetzt, nach eineinhalb Jahren, blicke ich auf eine Zeit zurück in der echt viel passiert ist. Milo hat mein Leben auf den Kopf gestellt - im positiven Sinne. Durch ihn habe ich so viel an Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen und Glück gewonnen, dass ich alles wieder so machen würde. Unsere Geschichte muss man zwischen den Zeilen lesen, um zu verstehen, wie aus Sorgen und Problemen, letztendlich Gutes entstanden ist.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Nicole Lenhardt für den spannenden Einblick in ihren Alltag mit Hund Milo.