Jano, Nero & Matilda

07. August 2020 — von Philipp Müller

Sie ist Tierfotografin, Hundemama und Social-Media-Expertin; die Fotos ihrer Hunde Jano, Nero & Matilda sind bei Instagram beliebt. Wir haben Nicole Behling in Berlin getroffen und mit ihr über ihr Leben als »Petfluencerin« gesprochen.

Wie machst du nur diese tollen Bilder mit gleich drei Hunden? Sobald meine Hunde die Kamera sehen, sind die weg.

Nicole: Das ist bei uns teilweise auch so. Wenn ich zu Jano sage »guck mal süß« dann sieht der aus wie Dobby. Und es ist auch tagesformabhängig. Das sind Lebewesen und die haben ihren eigenen Kopf.

Wie kam es dazu, dass du dir deinen ersten Hund geholt hast?

N: Ich bin einfach ein Tiermensch. Meine Mama sagt, ich wurde mit Tierblut geimpft (lacht). Als ich von zu Hause ausgezogen bin, habe ich Jano (den Dalmatiner, Anm. d. Red.) geholt. Dass es dann drei werden, war nicht geplant.

Und wie kam es zum zweiten?

N: Gesehen und verliebt. Nero ist ein Australian Shepherd, eine Rasse, die ich immer schon haben wollte.

Und dann kam Matilda...

N: Ja, ganz spontan. Ich habe Bulldoggen eigentlich nie gemocht. Als ich nach einer fotografischen Wurfbegleitung bei einer Züchterin die gerade mal zwei Stunden alte Matilda gesehen habe, war es um mich geschehen. Heute hätte ich am liebsten noch drei Bulldoggen mehr. Wenn Matilda Nachwuchs bekommen sollte, behalten wir einen Welpen – nur mein Freund weiß noch nichts davon (lacht).

Und wer ist nun Chef*in im Rudel?

N: Jano. Aber Matilda hat die Jungs auch gut im Griff.

Bist du Berlinerin?

N: Ich bin waschechte Brandenburgerin und lebe in einem kleinen Ort mit 1600 Einwohnern. Das ist für die Hunde toll: Wir laufen zwei Minuten bis zur Spree und haben direkt Wald und Feld vor der Haustür. Ich könnte nicht in der Großstadt leben und meine Hunde sind es nicht gewohnt nur an der Leine zu laufen.

Die Fotografie ist eine Leidenschaft von Dir. Wie kam es dazu?

N: Als Jano noch ein Welpe war, wollte ich die schönen Momente festhalten. Dann ist es immer mehr geworden. Inzwischen sind es bei Insta schon mehr als 800 Bilder.

Lebst du von Instagram?

N: Ne, das geht nicht. Ich arbeite als Social-Media-Managerin. Das ist toll, weil ich sowohl von zu Hause aus arbeiten kann als auch die Hunde ins Büro mitnehmen darf. Kooperationen mit Werbepartnern sind meist einmalige Sachen. Dauerhaft arbeite ich mit etwa vier Firmen zusammen.

Du hast viele Follower, die dich mögen und du hast Kooperationen. Wie hat sich das alles ergeben?

N: Ich würde mich als Spaß-an-der-Freude-Mensch bezeichnen. Deswegen mache ich das. Wenn ich mal zwei Tage keine Lust oder Zeit habe, ist das einfach so. Die Tiere geben mir einfach viel Input. An manchen Tagen könnte ich 30 Stories erstellen. Ich freue mich dann über das Feedback der Follower und dass viele die Stories loben und darüber lachen. 24.000 Follower bringen nichts, wenn nichts zurückkommt.

Was bringen dir denn deine 24.000 Follower?

N: Die Resonanz ist größer als bei 5.000 und ein positiver Nebeneffekt sind die Kooperationsangebote.

Wie viele Angebote hast du so bekommen in den letzten zwei Jahren?

N: 80 bestimmt.

Verfolgst Du bestimmte Ziele damit?

N: Nein, eher nicht. Als ich damals angefangen habe, die Bilder von den Hunden auf Facebook zu zeigen, hätte ich niemals gedacht, dass daraus eine große Sache wird.

Wie viel Zeit verwendest du pro Tag für deine Insta-Präsenz?

N: Meine Texte schreibe ich selbst – das dauert pro Beitrag etwa zwei Minuten. Aber es kommt drauf an, ob ich gerade ein Shooting habe oder nicht. Pro Tag poste ich meist ein Bild. Heute ausnahmsweise mal zwei. Manchmal auch eine Woche gar nichts. Leider ändert Instagram derzeit seinen Algorithmus und die Reichweite der Bilder sinkt stark.

Wie bearbeitest du deine Bilder?

N: Mit Lightroom und Photoshop. Ich bearbeite alle Bilder bevor ich sie auf Instagram hochlade. Manchmal auch mit Presets, damit es schneller geht. Bildserien versuche ich immer im gleichen Stil zu halten. Extreme Bearbeitungen gefallen mir aber nicht. Es soll immer natürlich sein.

Warum macht es dir denn grundsätzlich Spaß zu posten?

N: Ich stecke viel Arbeit in meinen Account und freue mich, wenn es anderen gefällt. Das ist die Anerkennung für meine Arbeit. Die drei sind eben auch ein einmaliges Trio.

Du unternimmst hin und wieder einen sog. »Fotowalk« – was ist das?

N: Fotowalk bedeutet, dass man sich unter Fotografen trifft und mit einer Gruppe von 5–6 Hunden spazieren geht und sie an verschiedenen Orten fotografiert. Da habe ich mich damals angemeldet, weil ich wollte, dass Jano auch mal mit einem Dalmatiner spielen kann. Dass es dann seine Schwester war, war echt witzig.

Gibt es auch eine negative Seite, Dinge, die dich daran nerven?

N: Klugscheißer. Leute, die mir dann erzählen wollen, wie ich meine Hunde erziehen soll. Davon gibt es echt viele. Jano ist beispielsweise sehr hibbelig. Wenn ich das Fressen vorbereite, rennt er auf und ab, bis er sein Futter kriegt. Ein Follower kommentierte, dass der Hund unglücklich werden würde, wenn ich ihm das verbiete.

Was ist das Schönste, dass dir durch die Community auf Instagram passiert ist?

N: Tatsächlich habe ich über Instagram meine beste Freundin kennen gelernt. Ich habe einen Aufruf zum Spazierengehen gemacht und sie hat sich gemeldet. Seitdem sind wir wie Arsch auf Eimer. Sie hat vier Hunde.

Gibt es Follower, die dich zum Vorbild nehmen?

N: Ich bekomme schon viel positives Feedback. Von Männern wie von Frauen. Vom Alter her ist auch alles dabei.

Viele junge Leute haben den Berufswunsch Influencer oder Instagrammer. Was würdest du denen sagen?

N: Wir hatten alle mal Träume und ich bin dafür, alles auszuprobieren. Mit 25 hast du noch Zeit, dein Leben in die richtigen Bahnen zu lenken. Aber wenn man es nicht ausprobiert, findet man es nicht heraus.

Siehst du auch Gefahren oder Risiken für junge Menschen?

N: Ich würde mir schon gut überlegen, was ich poste. Zu viel Haut zu zeigen oder ähnliches. Es gibt Leute, die gut davon leben können. Ich kenne persönlich aber niemanden.

Wirst du manchmal auch angesprochen? Dass Leute dich erkennen, wenn du irgendwo hin gehst?

N: Erst ein oder zwei Mal tatsächlich. Letztens bei einer Hundeausstellung.

Du bist gelernte Einzelhandelskauffrau. Warum eigentlich nicht Tierarzthelferin?

N: Tierarzt war als Kind immer ein Traum, aber das Operieren hat mich abgehalten. Das hätte ich nicht über mich gebracht. Jetzt ist es aber cool, dass ich den Job habe, auf den ich Lust habe und die Hunde auch willkommen sind.

Was sind deine Top-Tipps für den Umgang mit drei Hunden?

N: Viel Geduld haben (lacht).

Bist du von Natur aus ein geduldiger Mensch?

N: Gar nicht.

Und mit deinen drei Hunden?

N: Es geht. Man braucht einfach viele Leckerlis (lacht).

Du hast auch Pferde. Wie kommen die Hunde damit klar?

N: Nero flippt bei Pferden auch völlig aus. Ich kann ihn teilweise nicht mehr mitnehmen. Matilda hat zwar Respekt, bellt aber trotzdem die ganze Zeit und läuft vorneweg.

Gibt es noch andere Tiere, die du gerne hättest?

N: Streifenhörnchen. Die sind so niedlich. Ich hatte mal ein Frettchen, aber das hat zeitlich nicht gepasst. Für ein Jahr hatte ich ein zweites Pferd, aber auch da war irgendwann die zeitliche Grenze erreicht. Hunde sind unkompliziert. Wenn man mit einem Hund raus gehen kann, geht das auch mit drei. Zwei Pferde gleichzeitig zu reiten, ist schon eher schwierig (lacht).

Welche Träume und Ziele hast Du?

N: Ich bin im Moment echt glücklich. Aber klar, eine Million hätte jeder gerne: Follower und Euro (lacht).

Ich hab gehört, das du noch nie geflogen bist in deinem Leben...

N: Nur einmal mit einem Kumpel in einem Segelflugzeug. Ich würde gern mal in den Urlaub fliegen, am liebsten nach Costa Rica. Idealerweise mit den Hunden und der Kamera. Mein absoluter Traum. Aber ich möchte meine Hunde einfach nicht in den Flieger stecken. Und ohne sie würde mein Herz bluten. Ich habe Jano jetzt schon über fünf Jahre und bin in der Zeit nur drei Mal jeweils eine Nacht von ihnen getrennt gewesen. Ich war froh, dass ich sie am nächsten Tag wiederhatte. Auch die Hunde kennen das nicht. Nero weint, wenn ich weg bin. Er ist wie mein Schatten, ein absoluter Mamahund.