Inulin – Ballaststoffe sind die Allrounder der Darmgesundheit eurer tierischen Patienten

22. Januar 2023 — von Linn Masch

Häufig in der Praxis anzutreffen: Patienten mit einem empfindlichen Gastrointestinaltrakt. Hier erfahrt ihr, wie ihr diesen unterstützen und Erkrankung vorbeugen könnt.

Was sind Ballaststoffe?

Ballaststoffe sind Kohlenhydrate, die bei oraler Gabe den Magen-Darm-Trakt auf verschiedene Wege beeinflussen können. Sie zählen zu den faserreichen Bestandteilen vieler Pflanzenarten und können bei Menschen nicht enzymatisch verdaut werden. Bei fleischfressenden Tieren ist dies in geringem Maße möglich. Dadurch gelangen sie nahezu unverändert in den Dickdarm, wo sie mithilfe von Bakterien aufgeschlossen werden.

Lösliche vs. unlösliche Ballaststoffe

Man teilt Ballaststoffe in zwei Untergruppen ein: lösliche und unlösliche. Sie unterscheiden sich durch ihre physikalischen Eigenschaften in Verbindung mit Wasser.

Die wasserunlöslichen Ballaststoffe, zu denen zum Beispiel Cellulose und Lignin gehören, entfalten ihre wasserbindende Wirkung im Dickdarm. Sie binden Flüssigkeit und quellen auf. Dadurch kurbeln unlösliche Ballaststoffe die Darmperistaltik an und erhöhen das Kotvolumen. Zudem dienen sie den gewünschten Darmbakterien als Energiequelle und begünstigen ihre Vermehrung.

Zu den wasserlöslichen Ballaststoffen zählen unter anderem Inulin und Pektin. Diese Moleküle dienen den Bakterien der Darmflora als Nahrungsmittel. Die Ballaststoffe werden von Darmbakterien gespalten, wodurch kurzkettige Fettsäuren entstehen, die vom Körper resorbiert werden können. Die kurzkettigen Fettsäuren haben antiinflammatorische und antimikrobielle Wirkungen. Sie gelangen über den Magen in den Dünndarm, indem sie sich dort an die sekretierte Gallensäure heften und diese aus dem Körper schleusen. In den Gallensäuren befindet sich Cholesterin, welches in der Leber synthetisiert wird. Es bildet den Grundstoff für eine Reihe an Hormonen. Ein hoher Cholesterinspiegel im Blut kann Auslöser für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein.

Inulin

Der lösliche Ballaststoff Inulin kommt vor allem in Topinamburknollen, Zichorie und Artischocken vor und ist ein Polysaccharid aus Fructose-Molekülen. Inulin zählt zu den Präbiotika, also zu Molekülen, von denen sich die Darmbakterien ernähren. Es kann die Verdauung positiv beeinflussen, da die Quellfähigkeit von Flüssigkeit das Volumen des Darminhaltes steigert und die Darmperistaltik ankurbelt. Der Futterbrei quillt auf und erhöht das Sättigungsgefühl. Bei Durchfallerkrankungen kann durch das Wasserbindungsvermögen die Konsistenz des Kots reguliert werden. In Verbindung mit dem Baktierienwachstum durch Inulin werden Darmflora sowie das gekoppelte Immunsystem gestärkt gegen krankheitserregende Bakterien und Toxine. Inulin kann das Ausbleiben hoher Blutzuckerwerte bewirken, denn durch das Inulin werden andere Kohlenhydrate langsamer an das Blut abgegeben. Dadurch ist Inulin bei Diabetes-Patienten effektiv.

Wirkung

Ballaststoffe gelangen unverdaut über den Dünndarm in den Dickdarm, da das abbauende Enzym Inulase im Verdauungstrakt von fleischfressenden Tieren und Menschen nicht vorkommt. Im Dickdarm nutzen die sich dort befindenden Bakterien Inulin und andere Ballaststoffe als Energiequelle. Durch den Abbau entstehen kurzkettige Fettsäuren und der pH-Wert im Dickdarm sinkt. So können sich die gewünschten Bakterien vermehren und die unerwünschten Bakterien in der Darmflora werden verdrängt.

Anwendung

Die Anwendung von Inulin kann als Zusatz zum Futter prophylaktisch und begleitend bei Therapien erfolgen. Es kommt beispielsweise bei der Gabe einer Antibiotika-Therapie, bei Infektionen des Magen-Darm-Traktes oder bei Entwurmungen zum Einsatz. Inulin wirkt unterstützend für das Darmmikrobiom und vorbeugend auf Verstopfungen. Bedeutsam ist, dabei auf die empfohlene Fütterungsmenge zu achten. Bei einer Überdosierung können Ballaststoffe eine osmotische Diarrhoe begünstigen.