Omeprazol und VomiSan – von Magensäure und Schleimstoffen

19. Januar 2021 — von Daniela Diepold

Omeprazol ist ein bekannter Arzneistoff bei Magengeschwüren und wirkt als sogenannter Magenschutz. VomiSan ist ein Ergänzungsfuttermittel für Hunde und Katzen zur natürlichen Unterstützung der Magenschleimhaut und des Magen- und Rachenraumes. Beide unterstützen also den Verdauungstrakt des Tieres. Doch wie unterscheiden sich die Präparate?

Omeprazol

Omeprazol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Protonenpumpenhemmer und eine sogenannte »Prodrug«. Erst im sauren Milieu der Belegzellen wird es in die aktive Form, ein Sulfenamidderivat, umgewandelt. Omeprazol hemmt die Protonenpumpe: Bei sauren pH-Werten reichert sich der Wirkstoff in den Belegzellen der Magenschleimhaut an und hemmt dort die H+/K+-ATPase, die Energiequelle der Protonenpumpe. Dadurch wird die basale Säuresekretion im Magen blockiert. Omeprazol hat auf die H+/K+-ATPasen anderer Zellen keine Wirkung, da deren pH-Wert für eine Akkumulation von Omeprazol zu hoch ist.

Säurereduzierend und zytoprotektiv

Neben den säurereduzierenden Eigenschaften zeigt Omeprazol auch eine zytoprotektive Wirkung, indem es die Prostaglandinsekretion der Mukosazellen erhöht. Die Azidität wird durch den Wirkstoff stärker beeinflusst als das Sekretionsvolumen.

Indikationen

Omeprazol wird bei Refluxösophagitis, Gastritis und bei gastrointestinalen Ulzera eingesetzt.

Allgemeine Nebenwirkungen

Aufgrund der hohen Selektivität des Wirkstoffes bezüglich der H+/K+-ATPase sind Nebenwirkungen selten. Der Wirkstoff scheint bei Hund und Katze bei therapeutischen Dosierungen gut toleriert zu werden. Wegen einer möglichen gastrininduzierten, tumorigenen Wirkung sollten jedoch keine Langzeitbehandlungen vorgenommen werden. Es können systemische Nebenwirkungen wie z.B. Kolik, Erbrechen oder Flatulenz auftreten.

VomiSan

Bei Vomisan legt sich der spezielle Komplex der Inhaltsstoffe beruhigend auf die Magenschleimhaut und bietet so Schutz vor Substanzen, welche die Magenwand angreifen und reizen können. Vomisan kann während und nach einer Therapie mit Schmerzmitteln oder Antibiotika gegeben werden und eignet sich auch für »Grassfresser«, »Schmatzer«, »Schneefresser« und »Meerwassertrinker«.

Allgemeine Nebenwirkungen

VomiSan eignet sich zur Langzeitgabe ohne, dass Nebenwirkungen auftreten.

Phytotherapeutische Substanzen

Eibischwurzel (Althaea radix)
Der echte Eibisch stammt aus der Familie der Malvengewächse. Die Wurzeln des Eibisch enthalten bis zu 20 % Schleimstoffe. Diese stellen ein Gemisch aus mindestens drei Hauptfraktionen dar. Einer neutralen Glukanfraktion, einer neutralen Arabinogalaktanfraktion und einer sauren Rhamnogalakturonanfraktion. Der Schleimgehalt ist stark saisonabhängig, die höchsten Gehalte werden im Spätherbst erreicht, im Frühjahr liegt das Minimum vor. Die Eibischpolysaccharide zeigen eine Adhäsion an Schleimhäuten und hemmen den mukoziliären Transport.

Dillfrucht (Anethum fructus)
Dill stammt aus der Familie der Doldenblütler. Dillfrüchte enthalten zwischen 2,5 – 4 % ätherisches Öl. Die Hauptkomponente ist Carvon, ein monocyclisches Monoterpen-Keton und Bestandteil von ätherischen Ölen. Ätherische Öle sind in diversen Heilpflanzen als Aromastoffe enthalten. Dabei handelt es sich um wasserdampfflüchtige Verbindungen. Diese oft komplex zusammengesetzten Gemische lipophiler Stoffe enthalten häufig Terpene und Phenylpropankörper. Bei den ätherischen Ölen stehen die lokalen Reizwirkungen und die Hyperämisierung im Vordergrund. Das ätherische Öl greift direkt an der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Traktes an.

Flohsamenschalen (Plantago psyllium semen)
Die Schale des indischen Flohsamens hat einen starken natürlichen Quelleffekt. Der Samen kann das bis zu 40-fache des eigenen Gewichtes an Wasser aufnehmen. Einmal in Kontakt mit Wasser bilden sie so eine schützende Schleimschicht. Diese legt sich wie ein Film auf die Schleimhaut des Magens und der Speiseröhre. Im Darm können Flohsamenschalen die übermäßig gebildete Flüssigkeit binden. Die daraus resultierende Erhöhung des Füllvolumens im Darm löst über einen Dehnungsreiz die Defäkation aus. Ähnlich wie Indische Flohsamen verkürzen Flohsamen die Transitzeit der Faeces durch den Darm.

Literaturverzeichnis:

  • Clinic Pharm: www.vetpharm.uzh.ch
  • Österreichische Gesellschaft für Phytotherapie: www.phytotherapie.at
  • Phytotherapie in der Tiermedizin (Brendieck- Worm, Thieme, 2018)
  • Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin (Richter, Thieme, 2016)