Die gesunde Fütterung des Kaninchens

27. Januar 2020 — von Sara Roller

Kaninchen haben ein kompliziertes und störanfälliges Verdauungsystem. Die gesunde Fütterung ist daher die wichtigste Grundlage für ein gesundes Kaninchenleben. Auch für die Zahngesundheit spielt die “richtige” Fütterung eine große Rolle. Das Motto lautet: So naturnah wie möglich.

Natürliche Fütterung - wie in der Wildnis

Die Ernährung der kleinen Pflanzenfresser sollte sich an der ihrer wild lebenden Verwandten orientieren. Diese fressen hauptsächlich Gras, Blätter, Zweige und Wildkräuter. Wenn wir ganz ehrlich sind, ist das Nahrungsangebot in der freien Wildbahn die meiste Zeit des Jahres über eher karg. Wildkaninchen müssen sich ihr Futter außerdem suchen und haben auf ihrer Futtersuche viel Bewegung. Diese Aspekte gilt es beim Hauskaninchen nachzuahmen: Bewegung, Beschäftigung und strukturreiches Futter, das ordentlich zerkaut werden muss. Andernfalls droht dem kleinen Langohr das sogenannte “Fat lazy rabbit syndrome” mit Übergewicht, Bewegungsmangel und Folgeerkrankungen wie z.B. Blasenschlamm oder Blasensteinen.

Die wichtigste Grundregel der gesunden Kaninchenfütterung lautet: Heu, Heu, Heu.

Das Heut sollte qualitativ hochwertig und aromatisch sein und immer zur freien Verfügung stehen. Am besten wird es mehrmals täglich gewechselt, damit es nicht verdirbt. Denn es ist ganz normal, dass Kaninchen selektiv fressen (auch das dient der Beschäftigung) und ein Großteil des Heuangebots im Gehege verbleibt. Durch das kontinuierliche Fressen von Heuhalmen werden die lebenslang wachsenden Kaninchenzähne optimal abgenutzt, was schmerzhaften Zahnproblemen vorbeugt. Übrigens: Früher dachte man, dass vor allem harte Futterkomponenten wie z.B. trockenes Brot den Zahnabrieb fördern. Diese Theorie ist inzwischen widerlegt. Brot enthält vor allem Stärke und Energie, es schadet der Verdauung, macht dick und hat in der gesunden Fütterung von Kaninchen nichts verloren.

Kaninchen sind Daueresser

Ein Kaninchen frisst 60-80 kleine Mahlzeiten pro Tag, wobei natürlich auch ein Heuhalm als Mahlzeit gilt. Die darmeigene Muskulatur ist bei den kleinen Pflanzenfressern nur schwach ausgeprägt. Nur durch das kontinuierliche Fressen wird der Futterbrei im Darm weitertransportiert (Stopfdarm). Das Frischfutter sollte zu ca. 70% aus frischem Grünfutter bestehen wie z.B. Wiesengräsern, Obstbaumzweigen und dunklen Salaten. 20% der Ration besteht aus unterschiedlichen Gemüsesorten (Vorsicht: Gefahr von Blähungen bei Kohlsorten) und höchstens 10% aus Obst, da vor allem beliebte Obstsorten wie z.B. Äpfeln oder Bananen sehr viel Zucker enthalten. Buntes Futter, Snacks und Getreide sind für Kaninchen absolut ungeeignet.

Was fehlt bei dieser Fütterungsempfehlung?

Genau: Gepresste Fertigfuttermittel und bunte Snacks! Besinnen wir uns auf die naturnahe Fütterung, dann stellen wir fest, dass es diese in freier Wildbahn auch nicht gibt. Zucker- und energiereiche Futtermischungen sind für Kaninchen und ihre empfindliche Darmflora schädlich und sollten vom Speiseplan gestrichen werden.

Wer nach diesen Zeilen voll motiviert ist und die Fütterung seines Kaninchens umstellen möchte- bitte nicht sofort alles verändern! Auf einen abrupten Futterwechsel können Kaninchen mit Durchfall oder Blähungen reagieren. Lieber über mehrere Tage eine neue Komponente hinzu nehmen und dafür eine andere weglassen. Frisches Trinkwasser sollte natürlich immer zur freien Verfügung stehen.