Taurin – nicht nur für Rote Bullen, sondern auch für das Herz eurer Patienten!

01. Februar 2023 — von Linn Masch

Taurin – ein vielseitiger Stoff, beteiligt an Abläufen im ZNS und der Muskulatur, wirkt antioxidativ und unterstützt die Funktion des Herzens. Von einer optimalen Taurin-Zufuhr profitieren unsere Vierbeiner, und für die Katzen unter den Patienten ist sie essentiell. Doch was ist dieses Taurin? Warum ist es so wichtig für den Organismus? Wie kann es euch in der Praxis nutzen?

Die Beta-Amino-Sulfonsäure Taurin entsteht beim Umbau der Aminosäuren Cystein und Methionin. Sie kann sowohl im Körper produziert, als auch mit der Nahrung aufgenommen werden. Dann kommt sie vor allem in Fisch, Fleisch und Milch vor. Taurin ist an unterschiedlichen Stoffwechselprozessen im Organismus beteiligt und bedeutsam für die Muskulatur, das zentrale Nervensystem sowie für den Gallenfluss. Am höchsten ist die Taurin-Konzentration im Körper im Gehirn, der Retina, in den Muskeln, im Herzen, und den Leukozyten.

Wirkung

Taurin ist an zahlreichen metabolischen Prozessen im Organismus beteiligt, wobei noch nicht alle Mechanismen des Taurins vollständig bekannt sind. Dazu zählen:

  • Osmoregulation
  • Beteiligt an Regulation des Zellvolumens
  • Calciumregulation im Herz- und Skelettmuskel
  • Schutz der Netzhaut
  • Substrat für die Bildung von Gallensalzen
  • Einfluss auf das Hormonsystem
  • Stabilisierung von Zellmembranen
  • antioxidative Wirkung
  • Beeinflussung der Fettverdauung
  • Beteiligung an der Entwicklung des Gehirns und Funktionen des zentralen Nervensystems
  • antiarrhythmische Wirkung

Taurin zählt zu den osmotisch aktiven Substanzen und kann durch die semipermeable Membran der Zelle diffundieren. Ziel dieser aktiven Substanzen ist es, den osmotischen Wert des Zytosol und der Umgebung gleichzusetzen. Somit ist Taurin unter anderem an der Regulierung des Zellvolumens beteiligt, wodurch es zur Verhinderung des osmotischen Stresses der Zelle kommt. Der osmotische Stress einer Zelle kann beispielsweise durch einen hohen osmotischen Druck entstehen und die Funktion der Zelle beeinträchtigen. Außerdem kann Taurin die Kontraktionsfähigkeit des Herzens verstärken. Dies geschieht durch Regulation der Calcium- und Kaliumkonzentrationen in den Herzmuskelzellen. Folglich besitzt Taurin eine positive Wirkung auf das Herz. Hunde können Taurin selbst synthetisieren, jedoch schaffen es mehrere Rassen nicht bedarfsdeckend. Bei ihnen kann das zu einer taurinmangelbedingten Kardiomyopathie führen. Daher kann eine Supplementierung von Taurin über das Futter sinnvoll sein, so zum Beispiel bei Neufundländern. Studien zeigten, dass auch Retriever, English Setter sowie American Cocker Spaniel und Border Collies betroffen sein können. Auch bei bereits bestehender Herzinsuffizienz können Taurin und L-Carnithin die Herzaktion unterstützen. Des Weiteren sollte das Futter in solchen Fällen natriumarm und energiedicht sein. Omega-3-Fettsäuren wirken sich zudem positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Bei der Entstehung der Gallensäure werden die primären Gallensäuren, Cholesterin und Chenodesoxycholsäure mit Taurin konjugiert und es entstehen die Gallensalze. Taurin ist ein Substrat in der Gallensalzbildung und bewirkt eine Steigerung des Gallenflusses und damit einer Vermeidung einer Cholestase. Die entstandenen Gallensalze gelangen in den Dünndarm, zerfallen und dienen der Fettverdauung. Taurin kommt außerdem im gesamten Auge vor, großteils in der Netzhaut. Dort dient es der Entwicklung von Photorezeptoren, den Zapfen und Stäbchen, und wirkt zusätzlich neuronalen Schädigungen entgegen. Es besitzt eine stabilisierende Wirkung auf die Netzhaut.

Durch eine sympathische Regulierung ist Taurin an der Senkung des Blutdrucks beteiligt. Zudem besitzt es eine antiarrhythmische Wirkung und bewirkt einen gleichmäßigen Herzschlag. Studien zeigten, dass Taurin Schlaganfälle und koronare Herzkrankheiten vorbeugen kann. Ebenso zeigten die Studien, dass es bei dem Einsatz von Taurin zu einem niedrigen Body-Mass-Index, systolischen und diastolischen Blutdruck sowie einem niedrigeren Gesamtcholesterin kommen kann. Zu guter Letzt besitzt es antioxidative, entzündungshemmende und entgiftende Eigenschaften. Durch die antioxidative Wirkung kann Taurin freie reaktionsfreudige Radikale binden und Zellschädigungen verhindern. Nicht schlecht, oder?

Katzen und Taurin

Taurin ist bei Katzen essentiell: Sie können es nicht, bzw. nicht ausreichend im Organismus synthetisieren. Die Synthese ist begrenzt, weil das notwendige Enzym zur Taurinsynthese bei Katzen in unzureichender Menge vorhanden ist. Zusätzlich können Katzen Gallensäuren nur mit Taurin konjugieren, während andere Tierarten auf Glyzin als Alternative ausweichen. Ein unzureichender Gehalt in tierischen Alleinfuttermitteln kann zu einem Taurinmangel führen, dessen Symptome wie folgt aussehen.

Symptome eines Taurinmangels

  • Retinadegeneration
  • dilatativer Kardiomyopathie
  • Nierenfunktionsstörungen
  • Fertilitätsstörungen
  • fehlende Konjugierung zu Gallensalzen bei der Katze

Hunde und Taurin

Viele Hunderassen können im Gegensatz zu Katzen Taurin selbst synthetisieren. Jedoch erfolgt die Taurinsynthese, vor allem bei großen Rassen, nicht in ausreichender Menge. Durch das entstehende Risiko eines Taurinmangels und der Entwicklung daraus resultierender Erkrankungen, ist die Supplementierung von Taurin prophylaktisch für große Hunderassen ratsam.

Anwendungsgebiete für Taurin

Zum Einsatz kommt Taurin präventiv bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen. In der Humanmedizin wird Taurin überwiegend parenteral bei Neonaten angewendet, wenn Leber und Retina noch nicht vollständig entwickelt sind. Zudem kann es unterstützend auf die Zellmembran sowie die Fettverdauung und die Neurotransmission wirken.

  • Unterstützung der Blutdruckregulierung
  • Aktivierung des Gallenfluss und Beeinflussung des Cholesterinspiegels
  • Unterstützung bei Erkrankungen mit oxidativem Stress
  • Unterstützung bei Herzerkrankungen
  • Bildung der Netzhaut und der Nervenzellen bei Neugeborenen