Die Grünlippmuschel – unterstützt euch bei der Arthritis-Behandlung eurer Patienten

24. Februar 2023 — von Linn Masch

Gelenkerkrankungen, Lahmheit und Schwellungen – das alles begegnet euch in der Praxis? Diese Erkrankungen des Bewegungsapparates können altersbedingt und altersunabhängig, sowohl kurzzeitig als auch chronisch auftreten. Zudem besitzen große, schwere Hunderassen wie beispielsweise Berner Sennenhunde eine Disposition für Arthrose. Um den Gelenkapparat eurer Patienten frühzeitig zu unterstützen, kann die Gabe von Grünlippmuscheln sowohl für geriatrische als auch für Patienten während der Wachstumsphase sinnvoll sein.

Die Grünlippmuschel – Perna canaliculus – ist der in der Nord- und Ostsee vorkommenden Miesmuschel sehr ähnlich und wird vorwiegend in Neuseeland gezüchtet. Aus ihr gewonnene Extrakte und Pulver besitzen Merkmale, die schmerzlindernd »die Gelenke schmieren« können. Bei der Erhaltung der Gelenkgesundheit eurer Patienten ist die Muschel also eine echte Unterstützung!

Was drin ist...

  • Glykosaminoglykane
  • Lipide
  • Omega-3-Fettsäuren
  • Aminosäuren: Glutamin
  • Mineralstoffe: Kupfer, Mangan, Zink
  • Vitamine: Vitamin C, Vitamin E

Glykosaminoglykane

Glykosaminoglykane befinden sich zwischen den Zellen als Grundsubstanz des Extrazellularraumes und damit ausschlaggebend für die Gewebestruktur. Glykosaminoglykane zählen zu den Polysacchariden und setzen sich aus Disacchariden mit unterschiedlichen Seitengruppen zusammen. Durch die Seitengruppen lassen sie sich in sulfatierte- und nicht-sulfatierte Glykosaminoglykane einteilen. Der einzige Vertreter der nicht-sulfatierten Glykosaminoglykane ist Hyaluronan. Zu den sulfatierten Glykosaminoglykanen zählen unter anderem Chondroitinsulfat, Keratansulfat und Heparin.

  • Hyaluronan – Vorkommen: Synovialflüssigkeit, Glaskörper
  • Chondroitinsulfat – Vorkommen: Knorpel, Aorta
  • Keratansulfat – Vorkommen: Knorpel, Cornea
  • Heparin – Vorkommen: Mastzellen

Des Weiteren enthält die Grünlippmuschel Mineralstoffe wie Kupfer, Mangan und Zink. Diese sind Bestandteile verschiedener Enzyme und somit an einer Reihe an Reaktionen im Organismus beteiligt. So beim Zellwachstum, dem Aufbau von Knorpel und Bindegewebe sowie im Immunsystem. Vitamin C und E wirken als Antioxidantien, sie bieten Schutz gegen sogenannte “freie Radikale” und sind zum Beispiel an der Kollagensynthese beteiligt.

Wirkung

Die Eigenschaften der Grünlippmuscheln sind schmerzlindernd, antiinflammatorisch, gelenkschmierend und knorpelschützend. Diese Wirkungen werden vor allem durch die Glykosaminoglykane geprägt. Die unterschiedlichen Seitengruppen der Moleküle beeinflussen die verschiedenen biologischen Aktivitäten. Die Fähigkeiten der Glykosaminoglykane beruhen oft auf Wechselwirkungen mit Proteinen. Sie können proteolytische Enzyme hemmen, die am Abbau der Proteoglykane und damit der Bewegungseinschränkung des Gelenks beteiligt sind. Außerdem können sulfatierte Glykosaminoglykane die Synthese von Glykosaminoglykanen und Kollagen steigern und die Vermehrung der Chondrozyten aktivieren. Die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Prostaglandin E2 und der damit erhöhten Bereitschaft zum Schmerzempfinden im Gelenk, kann durch die vermehrte Anwesenheit von Glykosaminoglykanen verhindert werden. Heparin hemmt die Blutgerinnung, indem es den Prozess der Inaktivierung von Thrombin durch Antithrombin verstärkt.Es kann keine bestehenden Blutgerinnsel auflösen, deren weitere Zunahme aber blockieren. Zudem kann es die Gerinnungsfaktoren des intrinsischen sowie des extrinsischen Systems beeinflussen und Vorgänge verhindern, die zur Gerinnung führen. Der Wirkmechanismus des Chondroitinsulfats ist noch nicht genau bekannt. Ihm werden Eigenschaften zugeschrieben, wie beispielsweise die Steigerung der Viskosität der Synovia durch die Konzentrationssteigerung von Hyaluronsäure. Außerdem das Verhindern der Entstehung von degenerativen Enzymen wie Metalloprotease, die Aktivierung der Synthese von Glykosaminoglykanen und die Reduktion von Schmerzen und eine Steigerung der Gelenkmobilität. Hyaluronan wirkt, wie das Chondroitinsulfat, hemmend auf die Metalloproteasen. Diese können Proteine spalten und somit zum Beispiel Knorpel abbauen. Zudem wirkt Hyaluronan der Proliferation von Entzündungszellen entgegen und senkt die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren wie Prostaglandin E2, TNF-alpha und Leukotrienen. Ebenso wird die Dicke der Knorpelschicht durch den Schutz der Knorpeloberflächen von Hyaluronan gestärkt. Die Gleitfähigkeit und die Bewegung der Gelenke werden verbessert, in dem Hyaluronan als Platzhalter und Fließbarriere in der Synovia dient. Des Weiteren trägt es dazu bei, die Anzahl von Makrophagen, Lymphozyten und Mastzellen in der Synovia zu senken und trägt gleichzeitig zum Anstieg der Synovialzellen bei.

Anwendungsgebiete

Die Grünlippmuschel kann zur Anwendung bei Arthrose und Gelenkerkrankungen herangezogen werden. Die Merkmale der Muschel können lindernd auf Arthritis-Symptome wie Gelenkschmerzen, Schwellungen und Lahmheit wirken. Der Einsatz ist sinnvoll bei Vorliegen einer nicht infektiösen degenerativen Arthritis sowie bei traumatischen Erkrankungen der Gelenke, die mit Lahmheit einhergehen. Auch der lokale Einsatz bei Prellungen, stumpfen Traumata oder leichten Phlebitis ist durch die antithrombotische Eigenschaft der Grünlippmuschel möglich.