Auf ein Mineral-Vitaminpulver mit Dr. Schmitt

17. März 2023 — von VetLounge

Ernährungsberatung für Hund & Katz:

Worauf ist bei der Haustierernährung zu achten? Welche Nährstoffe sind wirklich essentiell und wie gelangen diese ins Futter und schließlich ins Tier? Fragen zum Thema Ernährung sind komplex. In unserem Podcast stellten wir sie an Dr. med. vet. Stephanie Schmitt, Fachtierärztin für Diätetik und Tierernährung. Was sie uns zum Thema Tierernährung wissen ließ, könnt Ihr im Inuvet-Podcast "VetLounge" hören. Wer nicht hören will, muss lesen. Hier im Blog gibt’s einen Ausschnitt zu den Schwerpunkten Hundeernährung, praktische Ansätze und Vegetarismus.

Zur Person:

Dr. med. vet. Stephanie Schmitt ist als Fachtierärztin auf Ernährung spezialisiert. Mit ihrem Programm "Feed me right" berät sie TierbesitzerInnen und tiermedizinisches Fachpersonal. Hier geht's zu Dr. Schmitt: → Fit-mit-Futter

Worauf legst Du als Fachtierärztin bei der Ernährungsberatung besonderen Wert?

Ganz wichtig: Es muss für das Tier und den Besitzer entsprechend und praktikabel sein. Das bedeutet, dass einerseits alle Nährstoffe, die das Tier braucht, im Futter enthalten sein sollen. Auf der anderen Seite muss es aber auch für Besitzer*innen praktikabel sein, indem es sich zeitlich und finanziell im gewünschten Rahmen bewegt. Grundsätzlich können die unterschiedlichen Fütterungsarten alle so gestaltet werden, dass jedes Tier die optimale Ernährung erhält.

Welche Rolle spielt die Vielfalt in der Hundeernährung?

Wenn man Hunde evolutionär betrachtet, handelt es sich zunächst um einen Abfallfresser, dessen Ernährung immer eng mit der des Menschen verknüpft war. Die Ernährung des Hundes basierte die meiste Zeit auf Schlachtabfällen wie Knochen und Innereien, sowie auf Getreideresten, beispielsweise aus Brot. Also war die Hundeernährung immer sehr abwechslungsreich. Daraus zu schließen, dass dies die gesündeste Ernährung sei, ist aber zu kurz gedacht. Denn tatsächlich hatten Hunde vor Einführung des Alleinfuttermittels mehr gesundheitliche Probleme. Die vielen Krankheiten, die auf Nährstoffmängel zurückzuführen waren, deuten darauf hin, dass die herkömmliche Ernährung den Hunden oftmals nicht mit allem versorgt hat, was ihren Grund- und Erhaltungsbedarf gedeckt hätte. Im Hinblick auf die Vielfalt kommt es auch wieder auf die Art der Ernährung an. Beim natürlichen BARF versucht man ein Beutetier zu imitieren, sowie das zu füttern, was wilde Hunde sonst so finden würden. Um das ohne zusätzliche Vitamine oder Mineralstoffe zu verfüttern, muss man die Ernährung so abwechslungsreich wie möglich gestalten, damit der Hund alle wichtigen Nährstoffe erhält. Das gestaltet sich in der Praxis aber schwierig, und sollte für jeden Hund und seinen individuellen Erhaltungsbedarf berechnet sein.

Wenn sich unsere Hunde parallel zur menschlichen Ernährung entwickelt haben, was unterscheidet sie?

Der Hund ist wesentlich stärker spezialisiert. Das lässt sich am Beispiel von Calcium zeigen. Menschen ernähren sich von Natur aus relativ calciumarm. Dementsprechend hat sich unser Darm so entwickelt, dass wir unsere Resorptionsfähigkeit steigern können, wenn das Calcium knapp wird. Dadurch sind wir effizienter darin, unseren Calciumbedarf zu decken, der ohnehin schon niedrig ist. Im Gegensatz dazu hat der Hund über die Dauer seiner Evolution hinweg stetig Knochen zu fressen bekommen. Diese sind sehr calciumreich. Daher hat der Körper keine Notwendigkeit gehabt, Mechanismen zu entwickeln, die die Verdaulichkeit von Calcium verbessern. Diese Unterschiedlichkeit in der Fähigkeit zur Verdauung ist gerade dann zu beachten, wenn man das Futter für die Vierbeiner selbst zubereitet, was unter Tierhalter*innen immer populärer wird.

Ist es deiner Meinung nach möglich, Hunde vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren?

Wir müssen immer betrachten: Was benötigt der Hund an Nährstoffen? Zum einen ist das Energie, die aus Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen kommt. Außerdem braucht der Organismus Aminosäuren und Stickstoff. Diese werden durch Proteine geliefert. Die nötigen Makronährstoffe, die jedes Lebewesen braucht, sind also Energie in Form von Glucose, Fette mit essentiellen Fettsäuren, Aminosäuren und Stickstoff. Betrachtet man diese Makronährstoffe für den Hund, so liefert Fleisch die perfekte Zusammensetzung. Es hat genau die Aminosäuren, die der Hund braucht. Wenn man 80 Prozent Fleischanteil bei der Hundeernährung erzielt, dann sind die Aminosäuren und Proteine, die vom Hund gebraucht werden, enthalten. Diese Aminosäuren kann man aber nicht nur mit Fleisch abdecken. Hier kann man natürlich auch auf Eier, Milchprodukte, oder pflanzliche Proteinquellen zurückgreifen. Deren Zusammensetzung ist allerdings nicht so optimal, wie die von Fleisch. Daher gilt es, genau darauf zu achten, dass die nötigen Nährstoffe enthalten sind, allem voran eben die Aminosäuren. Deswegen sollte man eine fleischfreie Ernährung immer und ausschließlich zusammen mit einem auf Ernährung spezialisierten Fachtierarzt praktizieren.

Wie schätzt Du eine strikt vegane Hundeernährung ein?

Generell rate ich davon ab. Empfehlen würde ich eher eine vegetarische Ration, die absolut problemlos möglich ist. Für diejenigen, die vor allem auf Eier und Milchprodukte verzichten möchten, empfiehlt sich eine teilweise vegane Ernährung. Dabei können wir einige Aminosäuren dann mit dem Fleisch decken und dessen Anteil dennoch reduzieren. Denn 80–90 % Fleischanteil, der Vielen so wichtig scheint, entbehrt jedweder Logik – mit Ausnahme vom klassischen BARF. Den Fleischkonsum in der Hundeernährung zu reduzieren ist absolut möglich, wenn man das Fleisch auf das Nötige reduziert und den Energiebedarf mit Fetten und Kohlenhydraten auffüllt. Wenn dann noch ein Mineral- Vitaminpulver zugegeben wird, ergibt das eine ausgewogene und bedarfsdeckende Ernährung.